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THEMA Kinderverschickung – meine traumatischen Erfahrungen als 6- und 7-jähriges Mädchen.

Ich trage dieses Trauma bis heute in mir…

nun darf es langsam auftauen.

Und ich möchte Dir erzählen,

wo ich heute im April 2022 stehe und was sich aus diesem Trauma entwickeln möchte.

Ich stehe noch ganz am Anfang damit.

Endlich wird darüber gesprochen. Geschrieben. In den Medien berichtet.
Und es gibt seit Ende 2019 einen Verein
Verschickungsheime.de Verschickungskinder
Was für ein Glück. DANKE an die Menschen, die dies ins Leben gerufen haben.

Sicher werde ich zu diesem Thema noch oft schreiben.
Es wird mich wahrscheinlich bis zu meinem letzten Atemzug begleiten.

Und ich weiß, dass ich meine Stärke und Weisheit, die ich daraus gefunden habe, an andere Betroffene weitergeben werde.
Aus schweren Krisen die Perlen erkennen.
Den tiefen Schmerz in Liebe verwandeln.
Es ist ein Weg.

Für mich gefühlt sehr lang und oft sehr steinig…
Ich habe schon viele verschiedene Therapien und Selbsterfahrung erlebt.

Mit der Schwangerschaft meines 1. Kindes brach alles auf…

Mit jeder Erfahrung, Begleitung bin ich ein Stück gewachsen.

Doch das Thema Kinderverschickung, das war zu tief verankert und ich kam da einfach nicht wirklich dran.
Nur mit dem KOPF.
Ich hatte so Angst vor dem Schmerz. Furchtbare Angst diese Gefühle die in mir eingefroren waren, noch einmal zu fühlen.
In der Coaching Ausbildung 2021 gab es immer wieder Trigger, die mir gezeigt haben, da ist noch eine Baustelle…es wird Zeit mich darum zu kümmern.
Seit ich eine Trauma Therapeutin gefunden habe, stelle ich mich dieser tiefen Verletzung. Das war wichtig für mich.
Das passende Gegenüber für mich zu finden.

Und das Trauma,
welches in den Zellen, im Körper abgespeichert ist,
wie eingefroren, darf nun langsam auftauen.
1970 bin ich wegen Asthma als 6-jähriges Mädchen nach Bad Sassendorf für 6 Wochen verschickt worden.
1971 als 7-jährige noch einmal. Diesmal nach Oberstdorf im Allgäu.
Unglaublich. Meine Eltern haben einfach nichts kapiert. Waren blind für die Zeichen der schweren psychischen und physischen Verletzungen.
Mutterseelenallein in den Zug gesteckt, abgegeben, an fremde Personen, in ein Kinderheim. Ich fühlte mich ausgestoßen, zutiefst unverstanden, nicht gehört.
Todesangst, Ausgeliefert sein, Ohnmacht.
Nur ein paar der Gefühle die sofort auftauchen, wenn ich daran denke oder darüber spreche.
Eine Erfahrung die ich mit Tausenden, Millionen von anderen Kindern teile.
Wir sind Betroffene.
Wir sind Überlebende.
Und wir beginnen uns zu finden.  
Das ist ganz wundervoll.
Dank des Vereins, dank der beginnenden Recherchen, dank der Medien die dieses Thema aufgegriffen haben.
Ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte. Eines von vielen.

Und jetzt kommt Licht hinein.
Es wird aufgedeckt.
Endlich.
Das tut so gut und tut ebenso weh.

Die Gefahr immer wieder in eine Re-traumatisierung zu geraten ist groß und das Thema Selbstfürsorge ist unendlich wichtig.
Nach einer Traumatherapiestunde bin ich meistens sehr erschöpft. Mein Körper reagiert, arbeitet den Schmerz auf verschiedenste Art und Weise heraus.
Es ist ein langer Prozess.

Ich bin gerade in Hamburg, eine kleine Reise zu meinem Sohn und seiner Freundin, einem Coaching-Bekannten und ich habe drei betroffene Frauen besucht.

Eine Reise mit Schmerz und Liebe.
Distanz und Nähe.
Einsamkeit und wundervollen Begegnungen.
Kalter Regen und wohltuende duftende Badewanne.
Herzlichkeit und wohltuende Gastfreundschaft.
Tiefe Gespräche.
Kaltes Auto und warme Bettflaschen.
Fülle und Leere.
Mir kullern die Tränen während ich dies schreibe

Es war mir so ein Herzensanliegen. Endlich mal persönlich direkt in die Augen schauen zu können. Zeit zu haben für Begegnung.
Endlich mal live. Ich war so müde, alles immer nur per Internet, Whats App, Facebook, per Zoom.
Es ist wunderbar was uns das Internet ermöglicht und gleichzeitig macht es mich auch einsam.

Die Begegnung von uns Betroffenen, war vom ersten Moment wie eine seelische Verbindung für mich.
Eine Tiefe, ein Gefühl von Familie. Das Wissen, jede von uns hat dieses Leid erfahren, dies hat den ganzen Raum eingenommen hat.
Ich habe Liebe und Licht gespürt.
Was für ein Geschenk.
Und wie jede in ihrer Einzigartigkeit damit umgeht.
Wie es uns geprägt hat.
Warum wir sind wie wir sind.
Warum wir manchmal so eigenartig sind.
Verhaltensweisen, Reaktionen werden auf einmal so klar, verstanden,
liebevoll ins Herz genommen.

Wir hören uns zu, inspirieren uns, schenken uns Halt und geben uns Kraft.

Ich spüre die Kraft die in uns wohnt.

Eine ganz tiefe, geheime Kraft.
Wir haben diese traumatischen Erfahrungen durchlebt und überlebt.
Wir haben daraus eine Kraft entwickelt, die eine unglaubliche Ressource sein kann.
Dies zeigt uns unser Körper, unser Herz unsere Seele.
Wir sind einzigartig.
Jede von uns wird ihren eigenen Weg der Aufarbeitung finden oder hat ihn schon gefunden.
Das Leben, unser Körper, unser Herz und unsere Seele führen uns dorthin.

Und diesen Weg muss jede für sich meistern.
Doch wir können uns Unterstützung sein.
Wir können uns so viel geben.
An Verständnis, an Liebe, an Empathie, an wahrem Mitgefühl.

Immer wieder gibt es natürlich auch Stunden oder Tage wo ich mich damit unendlich einsam fühle. Es sind dunkle Tage und ich bin scheu und habe Angst vor dem Unverständnis meiner Mitmenschen.

Doch in mir, ganz tief in mir,
wachsen ein tiefes Vertrauen und ein Glauben,
eine Selbstliebe und Selbstakzeptanz.

Und ein tiefes Wissen offenbart sich mir immer mehr.

Es ist das Vertrauen und der Glaube an die göttliche Führung, an einen Schutzengel, der immer bei mir war, mich immer beschützt hat.

Von Geburt an und vielleicht weit darüber hinaus.

Ein Licht was mich umgeben hat. Unsichtbare Hände die mich gehalten haben.
Menschen die zum richtigen Zeitpunkt da waren.
Lichtpunkte in der Dunkelheit.
Gott, mit dem meine Seele eins ist, verbunden ist.
Wir eins sind.
Und diese Verbindung ist unzerstörbar.
Es gibt keine Trennung, nur wenn ich diese Trennung vollziehe.

Es war ein langer Weg dahin.
Der Funken blieb in mir.
Er war und ist unantastbar, unangreifbar.

Und darf immer mehr zum leuchten kommen.

Herz-erleuchten.

Entdecke dein Licht in Dir.
Lass es leuchten.
Schenke anderen dein Licht.

Du bist wichtig und einzigartig.
Was hast Du der Welt zu geben.
Was willst du deinen Mitmenschen geben?

Ich will Licht sein und anderen betroffenen Menschen helfen, ihr eigenes Licht zu finden. Wiederzufinden.

Und ich weiß, ich muss und werde mein Licht jeden Tag pflegen um diese Aufgabe gut erfüllen zu können.
Von ganzem Herzen,
grüße ich Dich,
Regina